Denkmal für die jüdischen Zwillingsbrüder Ernst und Ludwig Lazarus
Hintergrund
Ernst und Ludwig Lazarus wurden am 11. März 1926 geboren und lebten mit ihrer Familie in der Hindenburgstraße 30, direkt gegenüber dem heutigen Hölty-Gymnasium in Wunstorf. Die Familie betrieb dort bereits seit dem späten 19. Jahrhundert eine erfolgreiche Schlosserei.
Die beiden Brüder besuchten das Hölty-Gymnasium, bis ihnen nach den nationalsozialistischen Novemberpogromen vom 9./10. November 1938 der Schulbesuch verwehrt wurde. Schon zuvor waren sie immer stärkeren Repressalien ausgesetzt. Am 31. März 1942 wurden Ernst und Ludwig nach Trawniki bei Warschau deportiert; ihr weiteres Schicksal verliert sich in den Vernichtungslagern der NS-Zeit.
Entstehung der Denkmalidee
Im Jahr 2014 setzten sich Kunst-Leistungskurse des Hölty-Gymnasiums intensiv mit der Geschichte der beiden ehemaligen Mitschüler auseinander. In Modellen entwarfen sie verschiedene Mahnmale zum Schicksal der Zwillinge. Ein abstrakter Entwurf aus Seife, betitelt „In die Knie gezwungen werden“, überzeugte schließlich die Schülerschaft: Zwei ineinandergeschobene Dreiecke greifen den Zwillingsgedanken auf; Schnitte und Einkerbungen symbolisieren zugefügte innere und äußere Verletzungen, und im Zusammenspiel deutet sich ein Davidstern an.
Parallel dazu erstellte der Geschichts-Leistungskurs biografische Texte zur Familie Lazarus und zur Situation der jüdischen Bevölkerung unter dem NS-Regime. Die daraus entstandene Ausstellung „Stufen eines Leidensweges“ fand großen Anklang und weckte das Interesse lokaler Sponsoren.
Umsetzung
Dank einer Spende der Stiftung „Rotes Lehmhaus“, weiterer Mittel des Heimatvereins Wunstorf und privater Beiträge konnte der Entwurf realisiert werden. Der hannoversche Metallbauer Stefan Kunze setzte das Konzept in Edelstahl um; das Denkmal misst etwa 1,50 m und ruht auf einem Sockel aus Münchehagener Sandstein.
Als Standort wählte das Projektteam ein halbkreisförmiges Blumenbeet vor der Hausmeisterwohnung des Hölty-Gymnasiums. Dieser Platz ist von der Hindenburgstraße gut einsehbar, wird täglich von Schüler*innen und Lehrkräften passiert und macht das Denkmal zugleich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Eine Informationstafel erläutert vor Ort die Geschichte der Brüder und die Symbolik des Kunstwerks.
Einweihung und fortlaufendes Gedenken
Das Denkmal wurde am 10. November 2016 feierlich eingeweiht. Seither dient es als dauerhafte Erinnerung an Ernst und Ludwig Lazarus und an die Folgen antisemitischer Verfolgung. Schülerinnen und Schüler halten das Andenken lebendig, indem sie Blumen, Kerzen oder beschriftete Steine am Denkmal ablegen und so persönliche Wünsche und Gedanken zum Ausdruck bringen.
Bedeutung
Das Mahnmal verbindet schulisches Lernen, künstlerische Auseinandersetzung und lokales Engagement. Es lädt dazu ein, über die Geschichte der Familie Lazarus hinaus das Schicksal vieler Opfer des Nationalsozialismus zu reflektieren – und es setzt ein sichtbares Zeichen für Menschlichkeit und gegen antisemitische Gewalt.“